Dirk

4 06 2011

Können wir uns darauf einigen, dass Dirk Nowitzki der beste aktive deutsche Sportler ist? Und der am meisten unterschätzte gleich dazu? Dazu hätte es des Kommentars von Christian Zaschke in der heutigen SZ  nicht bedurft, aber gut: wenn das eigene Argument so schön unterstützt wird, gerne mitgenommen.

Neben dem Schalter, von dem keiner weiß, wo er ist, den aber Fußballmannschaften angeblich umlegen können, ist die Verantwortung, die jemand übernimmt, wenn er freiwillig einen Einwurf ausführt, die schlimmstgenutzte Phrase im sportaffinen TV-Programm.  Vermutung: Dirk Nowitzki muss keinen Gedanken daran verschwenden, ob er Verantwortung übernehmen soll, er hat sie einfach.  Ohne ihn geht bei den Mavericks gar nix, zumal an Tagen wie in Game 2 der Finals gegen die Heat, als über weite Strecken herzlich wenig in seinem Spiel funktioniert hat.  Und dann stellt er sich halt bei 90:90 hin und wirft einen Dreier. Und macht am Ende den entscheidenden Korb. Clutch.  Wie hat es Charles Barkley vor ein paar Tagen so schön formuliert: mit einem Dirk-Trikot kann man sich ohne weiteres in einem eher schwarzen Viertel („in the hood“) sehen lassen.

Kurz zurück zu Zaschke: er stellt Dirk in eine Reihe mit Beckenbauer, Schumacher, Becker. Einspruch, vorerst. Deutlich mehr Konkurrenz bei gleichzeitig mehr Aufgaben und Anteilen im Spiel als Beckenbauer; Formel 1: Ressourcenverschwendung, wie Kollege Gaupp das so schön formuliert hat, aber gut, Schumacher hat halt am besten verschwendet. In letztlich einer Randsportart. Bleibt Becker: und da tut sich der Verfasser mit Blick nach Paris schwer. Oder doch nicht. Das große Plus von Tennis und Fußball ist ja der Umstand, dass del Potro und Chang Grand Slam Turniere gewinnen, dass Messi und Weah (erinnert sich jemand?) den Weltfußballer geben können. Fast Chancengleichheit, ungeachtet der körperlichen Konstitution. Im Basketball: naturgemäß not so much. Nicht Dirks Fehler, eh klar.

Druck. Hat Beckenbauer jemals den Druck verspürt, in den letzten Sekunden Freiwürfe versenken zu müssen?  Bei Becker: keine Frage. Unvergessen, obwohl verloren, das ATP-Finale in Hannover, als Becker gegen Sampras in fünf Sätzen im Endspiel verloren hat, aber was war das für ein Akt an Konzentration über vier Stunden lang! Quintessenz: doch kein Einspruch gegen Zaschkes Aufzählung, lediglich gleich eine Reihung: Becker die Eins, aber dann schon Dirk, dann Beckenbauer. Wäre schön, wenn das auch mehr Leute überprüfen könnten als jene, die durch einen glücklichen Umstand Sport1+ empfangen können.